Frische Brennnesselsamen ernten und zuhause einfach trocknen
Die Brennnessel ist eine der am vielfältigsten verwendbaren Heilpflanzen unserer Breitengrade. Heute zeige ich dir, wie du die schmackhaften Brennnesselsamen einfach ernten und zuhause trocknen und was du alles Gutes damit anstellen kannst.
Schon gewusst?
Wusstest du, dass Brennnesselsamen eigentlich gar keine Samen sondern Früchte sind? Genauer gesagt Nussfrüchte. Warte ab, du wirst es schmecken 🙂
Im Volksmund werden die Brennnesselfrüchte als „Brennnesselsamen“ bezeichnet, weshalb ich dies hier auch so übernehme.
Der beste Zeitpunkt, um Brennnesselsamen zu ernten
Der optimale Zeitpunkt, die Brennnesselsamen zu ernten ist zwischen August und Oktober. Wenn die Samen leicht bräunlich werden, sind sie reif.
Suche dir für die Brennnesselsamen-Ernte einen sonnigen, windstillen Tag – und mache es nicht so wie ich und versuche es bei starkem Wind ;-p (Nachzulesen in meinem Blogbeitrag „Spitzwegerichsirup einfach selber machen“)
Die Brennnessel (Urtica dioica/urens) als Heilpflanze
Man sagt, die Brennnessel würde deshalb so brennen, weil sie sonst keine Überlebenschancen hätte. Ihre Inhaltsstoffe sind so wertvoll, dass sie ohne ausreichend Schutz sofort von Fressfeinden eliminiert werden würde.
Und in der Tat ist die Brennnessel eine der am vielfältigsten verwendbaren Heilpflanzen.
Sie liefert uns nicht nur widerstandsfähige Fasern zur Stoffproduktion, sondern sie wird auch gegen bei vielerlei Beschwerden und Krankheiten als Heilmittel eingesetzt.
Arzneilich genutzt werden die Blätter, das Kraut und die Wurzeln der Brennnessel.
Eine von mir zusammengefasste Brennnessel-Monographie kannst du hier nachlesen: „Heilpflanzenmonographie der Brennnessel (Urtica dioica und Urtica urens)„.
Die Kleine und die Große Brennnessel
Die Brennnessel wird unterschieden in die Kleine Brennnessel (Urtica urens) und die Große Brennnessel (Urtica dioica).
Die Kleine Brennnessel ist einjährig und wird nur bis zu 50 cm hoch. Sie brennt dafür viel stärker als ihre große Verwandte.
Möchtest du die Brennnessel als Heilpflanze einsetzen, macht es keinen Unterschied, ob du die Große oder die Kleine Brennnessel verwendest.
Von ihrer Wirksamkeit sind beide ungefähr gleich einzustufen.
Bei welchen Beschwerden kann uns die Brennnessel helfen?
Vielleicht ist dir auch schon einmal aufgefallen, dass du nach dem Genuss von Brennnessel-Tee vermehrt die Toilette aufsuchen musst?
Das liegt daran, dass die Brennnessel vor allen Dingen harntreibend wirkt. Auch gilt die Brennnessel als entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Wirkungen der Brennnesselsamen
Die Wirkungen der Brennnesselsamen sind bisher nicht wissenschaftlich bestätigt. Doch sie beinhalten viele Proteine, Schleime und fettes Öl.
Wissenschaftlich bestätigt bei bestimmten Leiden ist die Wirksamkeit der Brennnessel-Blätter, des Krauts und der Wurzel.
Brennnesselsamen gelten allgemein als Kräftigungsmittel für ältere Menschen oder zur Stärkung nach Erkältungen oder Grippeerkrankungen.
So wird die Brennnessel wissenschaftlich eingesetzt
Weil die Brennnessel vor allem harntreibend wirkt, wird sie gerne zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege genutzt.
Außerdem findet die Brennnessel Einsatz bei u. a. Rheuma, Nierengrieß, gutartigen Prostatabeschwerden, Gliederschmerzen oder seborrhoischer Haut.
Und auch in der Volksmedizin ist die Brennnessel äußerst beliebt
In der Volksmedizin findet die Brennnessel weitaus mehr Einsatz und wird über genannte Beschwerden hinaus zum Beispiel auch bei Blutarmut oder Kopfschuppen als Heilpflanze verwendet.
Früher war es auch gang und gäbe, sich mit Brennnesseln auszupeitschen, um so seine Schmerzen durch Rheuma, Ischias oder Hexenschuss zu lindern.
Brennnesselsamen ernten ganz leicht
Die Ernte der Brennnesselsamen ist ganz einfach, du kannst während eines Ausfluges in die Natur deinen ganzen Wintervorrat ansammeln.
Was du brauchst, um Brennnesselsamen zu ernten
Zur Brennnesselsamenernte brauchst du:
- Einen Baumwollbeutel
- Eine kleine Schere
- Gegebenenfalls Handschuhe
Brennnesselsamen ernten und trocknen
Wenn ich Brennnesselsamen ernten möchte, benutze ich dafür immer die Schere meines Schweizer Taschenmessers.
Das Taschenmesser lässt sich gut in meiner Jackentasche verstauen und die Schere hat genau die richtige Größe, um die filigranen Rispen abzuschneiden, ohne die Pflanze zu verletzen.
Ich benötige dafür keine Handschuhe, denn ich schneide die Rispen so ab, dass sie direkt in meinen geöffneten Beutel fallen.
Wie immer bei der Ernte von Wildpflanzen nehmen wir nie alles mit, sondern hinterlassen die Pflanzen immer so, dass keiner sieht, dass wir da waren.
Brennnesselsamen trocknen
Wenn ich wieder zuhause bin, dann lasse ich die geernteten Wildpflanzen – in diesem Fall die Brennnesselsamen – immer noch ein paar Stunden an der Luft liegen. So können kleine Insekten noch wegfliegen. Anschließend trockne ich die Samen entweder in einem Dörrgerät oder ich lasse sie einfach ein bis zwei Tage so liegen.
Brennnesselsamen abfüllen
Wenn die Brennnesselsamen getrocknet sind, siebe ich sie durch ein Küchensieb. So gelange ich an die Samen und kann die Rispen entfernen.
Anschließend fülle ich die gesiebten Brennnesselsamen in ein Glas, verschließe es und beschrifte es mit dem Inhalt und dem Datum der Ernte – fertig!
Brennnesselsamen verwenden
Ich habe zuhause immer ein Glas getrockneter Brennnesselsamen vorrätig. Sie passen fast zu jedem Gericht und bereichern unseren Speiseplan häufig.
Vor allem über den Winter streue ich die schmackhaften Samen immer wieder einfach über das morgendliche Porridge, über Gemüsepfannen, Salate oder das Butterbrot. Sie passen auch in den Kräuterquark, in Brotaufstriche, Suppen oder Soßen.
Nach Erkältungen oder Grippeerkrankungen nehmen wir täglich einen Löffel Brennnesselsamen zu uns, bis sich der Körper wieder stark und vital fühlt.
Auch in Zeiten der körperlichen Erschöpfung greifen wir auf die Brennnesselsamen zurück, um die Kraft dieser wunderbaren Heilpflanze für uns zu nutzen.
Falls du noch nie Brennnesselsamen geerntet haben solltest, dann kann ich dir nur empfehlen, es auszuprobieren. Nicht nur der Ausflug ins Freie kann Geist und Seele guttun, sondern auch das Ernten und Verwenden von Heilpflanzen kann eine tiefe Zufriedenheit auslösen.
Hast du schon einmal Brennnesselsamen geerntet? Schreibe es mir in die Kommentare und berichte von deinen Erfahrungen!
Quellen
- Cornelia Stern, Helga Ell-Beiser, Phytotherapie in Theorie und Praxis. Wirkstoffe verstehen – Heilpflanzen sinnvoll nutzen, Aarau und München 2022. S. 267 – 273.
- Mannfried Pahlow, Heilpflanzen, Rastatt o. J. S. 153 – 154.
- Doris Grappendorf, Die Sammlerin, Alsfeld 2016. S. 36.