Heilpflanzenmonographie der Brennnessel (Urtica dioica und Urtica urens)
Familie:
Urticaceae (Brennnessel-Gewächse)
Verwendete Pflanzenteile:
Kraut (Herba Urticae), Blatt (Urticaea folium), Wurzel (Urticaea radix)
Volksnamen:
Donnernessel, Saunessel, Tausendnessel, Hanfnessel, Scharfnessel
Botanische Merkmale:
- Bei uns sind zwei Brennnesselarten heimisch, die beide arzneiliche Verwendung finden: die Große und die Kleine Brennnessel. Die Kleine ist die zartere, jedoch auch die aggressivere von beiden.
- Beide Exemplare bilden Blüten

Du kannst die Kleine Brennnessel (Urtica urens) und die Große Brennnessel (Urtica dioica) am Stiel unterscheiden: die Große hat einen vierkantigen Stiel.
Botanische Merkmale der Kleinen Brennnessel:
- Einjährig
- Erreicht eine Wuchshöhe bis zu 50 cm
- Ihr Stängel ist behaart und verzweigt
- Ihre Blätter sind auch behaart, eiförmig und stehen sich gegenüber
- Aus den Ansätzen der Blätter entspringen die Blüten, immer eine männliche und eine weibliche. Damit ist die Kleine Brennnessel, im Gegensatz zur Großen, getrenntgeschlechtlich einhäusig.
Botanische Merkmale der Großen Brennnessel:
- Mehrjährig
- Erreicht eine Wuchshöhe bis zu 1,5 m
- Ihr Stängel ist vierkantig und mit Brenn- und Borstenhaaren besetzt
- So auch die herzförmigen Blätter, die kreuzförmig am Stängel sitzen. Sie sind auf beiden Seiten behaart.
- Die große Brennnessel bildet weibliche und männliche Exemplare aus. Damit ist sie eine zweihäusige Pflanze.
- Bildet unterirdisch viele Ausläufer. Ein ganzes Brennnesselfeld kann in Wahrheit nur eine einzige Pflanze sein.

Die Große Brennnessel (Urtica dioica) bildet unterirdisch große Ausläufer. Ein ganzes Brennnesselfeld kann in Wahrheit nur eine einzige Pflanze sein.
Standort:
Beide Brennnesselarten wachsen bevorzugt in der Nähe menschlicher Behausungen: an Zäunen, in Gärten, an Grabenrändern, auf Ödflächen oder Schuttplätzen, auch an Waldrändern oder Gebüschen.
Optimaler Erntezeitpunkt:
- Blatt und Kraut erntet man von Mai bis Juni
- Die Wurzel sammelt man im Herbst
Inhaltsstoffe:
- Flavonoide
- Kalzium
- Kalium
- Kieselsäure
- ungesättigte Fettsäuren
- Eisen
- Pflanzensäuren
- Nesselgiftstoff (in den Brennhaaren)
- Histamin
- Acetylcholin
- Ameisensäure
- Verschiedene Vitamine
- Mineralsalze
- Cumarine (in der Wurzel)
Indikationen (Anwendungsgebiete):
Wissenschaftlich belegt:
- Bei entzündlichen Problemen der Harnwege und schmerzhaftem, häufigen Harndrang
- Bei rheumatischen Beschwerden, Arthrose, Arthritis
- Bei Nierengries
- Bei gutartiger Prostatavergrößerung
- Bei Hautausschlag
Erfahrungswissen:
- Bei Gicht
- Bei Lähmungen
- Bei Rippenfellentzündungen
- Bei Masern und Scharlach
- Bei Magen-/Darmproblemen
- Bei Strahlenschäden (zum Beispiel Bestrahlung bei Krebstherapie oder auch Erdstrahlen)
- Zur Vorbeugung von Schlaganfällen
- Bei Hautunreinheiten
Nebenwirkungen:
- Selten kann es aufgrund des Histamins zu Allergien kommen
- Leichte Magen-Darm-Beschwerden möglich
Kontraindikationen:
- Bei eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit
- Bei Wasserstauungen
Wechselwirkungen:
Keine bekannt.
Besonderheiten der Brennnessel:
Die Brennnessel ist in vielerlei Hinsicht wichtig für Mensch und Tier. Neben ihrem Einsatz als Heilpflanze fand sie früher häufig Verwendung in er Stoffherstellung: aus ihren Fasern lässt sich ein natürlicher und sehr strapazierfähiger Stoff herstellen. Heute lebt die Verwendung der Pflanze zur Stoffherstellung langsam wieder auf.
Die Früchte der Brennnessel, die fälschlicherweise oft als Samen bezeichnet werden, enthalten viele Proteine, Schleime und ungesättigte Fettsäuren. Man kann sie frisch oder getrocknet in die Wildkräuterküche integrieren und sie zum Beispiel in das Müsli, in Salate oder auf Brot streuen. Besonders bei anhaltender Schwäche nach Erkältungen oder Grippeerkrankungen ist das zu empfehlen.
Im Garten und der freien Natur spielt die Heilpflanze eine wichtige Rolle für viele Schmetterlingsarten, denn sie legen ihre Eier auf den Blättern ab. Die Larven des Admirals, des Kleinen Fuchses oder des Taupfauenauges fressen ausschließlich die Blätter der Brennnessel.
Aus der Brennnessel kann man auch eine stinkende aber überaus wirksame Jauche zur Pflanzendüngung herstellen.
Quellenangaben:
- Cornelia Stern, Helga Ell-Beiser, Phytotherapie in Theorie und Praxis. Wirkstoffe verstehen – Heilpflanzen sinnvoll nutzen, Aarau und München 2022, S. 267 – 273.
- Mannfried Pahlow, Das große Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Kräfte der Natur, München 1979. S. 99 – 101.
- Eva Aschenbrenner, Mit Eva Aschenbrenner durchs Wildkräuterjahr, Garmisch-Partenkirchen 2005. S. 17 – 19.
- Iris Schmidt, Lexikon der Heilpflanzen, Köln o. J., S. 262 – 265.