Hat der Bärlauch (Allium ursinum) eine Heilwirkung?
Aktualisiert am 11.05.2023
Bärlauch ist eines der ersten Wildkräuter, die im neuen Jahr aus dem Boden sprießen. Er ist namentlich mit dem Bären verbunden und gilt als Frühlingsbote, der den Winter durchbricht. Bekannt ist das Zwiebelgewächs vor allem in der Küche: als Pesto, Brotaufstrich oder in der Suppe verleiht der Bärlauch dem Essen eine leckere Würze. Doch hat der Bärlauch auch eine Heilwirkung?
Warum ist Bärlauch so gesund?
Frischer Bärlauch ist so gesund, da er eine Fülle an Chlorophyll, den Vitaminen A, C, E, und vielen B-Vitaminen, Mineralstoffe (z. B. Eisen und Magnesium), ätherischem Öl und Flavonoiden enthält.
Welche Heilwirkung hat der Bärlauch?
Also, zuerst einmal vorweg: Ja, der Bärlauch hat eine Heilwirkung – um meine Frage aus der Überschrift zu beantworten 😉
Der Bärlauch ist eine alte europäische Arzneipflanze, so beschreiben ihn zum Beispiel bereits Hieronymus Bock und Leonhart Fuchs in ihren Kräuterbüchern im 16. Jahrhundert. Seine Heilwirkung ist heute wissenschaftlich leider nicht anerkannt, doch in der Volksmedizin findet und fand er seit jeher Verwendung.
Im Grunde genommen kann der Bärlauch wie der Knoblauch verwendet werden. Er gilt mittlerweile sogar als europäische Antwort auf den Knoblauch und den Ginkgo biloba.
Insbesondere das Eisen des Bärlauchs kann vom Körper gut verwertet werden. Eisen ist wichtig für den Sauerstofftransport im Blut und die Energiebereitstellung in der Zelle.
Magnesium fördert eine gesunde Funktion des Herzens, der Nerven, der Psyche, Knochen und Zähne. Es senkt das Diabetesrisiko und das Risiko für ADHS, Morbus Alzheimer und Morbus Parkinson.
Prof. Dr. med. Claus Siegers hat in der Klinik Schloss Warnsdorf Entgiftungskuren mit Bärlauch-Frischblatt-Granulat durchgeführt und herausgefunden, dass fettlösliche Umweltgifte dabei gebunden und über die Nieren ausgeschieden werden.
So konnte er bei seinen Testpersonen eine Schwermetall-Reduzierung von Quecksilber und Cadmium um ca. 50 % zum Ausgangswert erreichen.
Der Bärlauch wirkt sich zudem positiv auf die Gefäße und auf zu hohen Blutdruck aus. Er hilft entschlacken und reinigt Magen, Darm, Leber, Niere, Galle und das Blut.
Des Weiteren wird der Bärlauch in der Volksheilkunde bei Arteriosklerose eingesetzt.
Welche Produkte für deine pflanzliche Hausapotheke du aus dem Bärlauch herstellen kannst
Bärlauch entfaltet seine Heilwirkung am besten, wenn du ihn in frischem Zustand verzehrst. Denn getrocknet verliert er diese.
Doch es gibt zwei Arten der Konservierung, mit denen du den Bärlauch und seine Heilwirkung (zumindest teilweise) haltbar machen kannst:
- Als Tinktur
- Als Ölauszug
Bärlauch-Tinktur
Eine Bärlauch-Tinktur kannst du ganz einfach selbst herstellen:
- Frische Bärlauch-Blätter und/oder -Zwiebeln klein schneiden.
- Diese bis zum Hals in eine braune oder dunkelgrüne Flasche einfüllen.
- Flasche dann mit ca. 40 %-igem Korn auffüllen.
- 3 Wochen an einem warmen Ort (nicht in direktem Sonnenlicht) ziehen lassen, dann abseihen.
Anschließend können davon kurweise 4 x täglich 10 – 15 Tropfen in etwas Wasser gelöst eingenommen werden.
Bärlauch-Ölauszug
Auch ein Bärlauch-Öl kannst du für deine pflanzliche Hausapotheke selbst herstellen. Dafür gehst du ähnlich vor:
- Frische Bärlauch-Blätter und/oder -Zwiebeln klein schneiden.
- Diese bis zum Hals in eine braune oder dunkelgrüne Flasche einfüllen.
- Flasche mit einem fetten Öl auffüllen (z. B. kaltgepresstes Olivenöl).
- 3 Wochen an einem warmen Ort (nicht in direktem Sonnenlicht) ziehen lassen, dann abseihen.
Das Bärlauch-Öl kannst du immer mal wieder in deinen Speiseplan integrieren. Auf Salate, in Suppen, auf gedünstetes Gemüse oder auf das Butterbrot geträufelt, verleiht es deinen Speisen einen würzigen, knoblauchartigen Geschmack.
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Anwendungshinweise
In Einzelfällen kann Bärlauch allergische Reaktionen auslösen und den Magen-Darm-Trakt reizen. Vorsichtshalber sollten Schwangere und Stillende auf die Anwendung von Bärlauch-Präparaten verzichten.
Kann man den Bärlauch selbst ernten?
Wenn du die Hinweise zu den giftigen Doppelgängern des Bärlauchs (siehe unten) gewissenhaft beachtest, dann kannst du den Bärlauch auch selbst ernten.
Der Bärlauch wächst in Süddeutschland häufiger als in Norddeutschland. Hier im Schwarzwald, wo ich wohne, sind die Wälder zur Frühlingszeit voll von Bärlauch 🙂
Die beste Sammelzeit für den Bärlauch ist März.
Also genau jetzt, wo ich den Blogbeitrag gerade schreibe.
Und weil es an dieser Stelle gerade so gut passt, möchte ich dich auch noch auf unseren Heilpflanzen-Erntekalender aufmerksam machen. Wir haben 37 heimische Heilpflanzen und ihre besten Erntezeitpunkte übersichtlich aufgelistet. So verpasst du nie wieder den Erntezeitpunkt einer Heilpflanze, die du vielleicht für eine Salbe oder ähnliches brauchst. Du kannst dir den Heilpflanzen-Erntekalender als PDF abspeichern oder sogar als Poster auf schönes Papier ausdrucken (lassen). Hier kannst du dir den Heilpflanzen-Erntekalender herunterladen >>
Den Bärlauch erkennen
Der Bärlauch ist ein Zwiebelgewächs, was sich in unseren Laub- und Auwäldern wohl fühlt. Aus jeder Zwiebel wachsen zwei bis vier einzelne Blätter direkt aus dem Boden. Sie sind sehr weich und haben eine etwas hellere, matte Unterseite.
Der Bärlauch verströmt seinen typischen knoblauchartigen Duft. Wenn du ein Blatt des Bärlauchs zwischen den Fingern zerreibst, wird es noch intensiver freigesetzt.
Daran kannst du den Bärlauch relativ sicher erkennen, denn seine giftigen Doppelgänger (siehe unten) riechen alle nicht nach Knoblauch.
Doch Achtung: der Knoblauchduft bleibt einige Zeit an deinen Fingern haften, wenn du ein Bärlauch-Blatt zerrieben hast. Du könntest dadurch irrtümlich denken, dass eine andere Pflanze auch nach Knoblauch riecht und so seine giftigen Doppelgänger nicht erkennen. Verlasse dich also niemals nur auf den Duft als Erkennungsmerkmal!
Achtung: Verwechslungsgefahr mit 3 giftigen Doppelgängern
Zum Glück sind Verwechslungen von essbaren Wildkräutern mit giftigen Wildpflanzen nur selten im Gegensatz zu Zimmer- und Zierpflanzen, doch kommen sie trotzdem immer wieder vor.
Auch in Bezug auf den Bärlauch solltest du dich unbedingt an die wichtigste Regel im Umgang mit Wild- und Heilpflanzen halten: verwende nur die Pflanzen, die du absolut sicher erkennst!
Den Bärlauch sicher zu erkennen, wird dir mit einiger Übung gelingen. Doch du solltest auch wissen, dass es drei giftige Wildpflanzen gibt, die ihm ziemlich ähnlich sehen können und gerne an denselben Standorten wie der Bärlauchs wachsen: das Maiglöckchen, die Herbstzeitlose und der Aaronstab.
Maiglöckchen (Convallaria majalis)
Das Maiglöckchen blüht – wie sein Name schon sagt – im Mai. Das heißt, zeitgleich mit dem Bärlauch. Es hat, im Gegensatz zum Bärlauch, jedoch keine Zwiebel. Aus dem Boden und um den Stängel herum gewickelt wachsen zwei Blätter, die fast keinen Stiel haben. Sie glänzen auf der Unterseite.
Doch das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist: das Maiglöckchen riecht nicht nach Knoblauch!
Pass aber auf, falls du an deinen Händen Knoblauchgeruch vom vorherigen Pflücken des Bärlauchs haben solltest! Die nicht nach Knoblauch riechenden Blätter des Maiglöckchens könnten dir so einen Streich spielen.
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
Die Herbstzeitlose blüht – wie ihr Name sagt – im Herbst und damit nicht zeitgleich zum Bärlauch. Genau wie der Bärlauch hat sie eine Zwiebel und ihre dicklichen Blätter wachsen direkt aus dem Boden und um den Stängel herumgewickelt. Sie haben keine Stiele und glänzen.
Auch die Herbstzeitlose riecht nicht nach Knoblauch.
Aaronstab (Arum)
Der Aaronstab blüht von April bis Mai. Aus den Blüten entstehen dann die charakteristischen roten Beeren. Er besitzt keine Zwiebel und an seinem Stiel wächst ein einzelnes Blatt, direkt aus dem Boden.
Der Aaronstab riecht nicht nach Knoblauch.
Fazit
Auch wenn der Bärlauch und seine Heilwirkung wissenschaftlich nicht anerkannt sind, wird er in der Volksmedizin schon seit jeher als Heilpflanze genutzt. Der Bär-lauch trägt nicht nur im Namen und in seiner Mythologie die Ähnlichkeit mit dem Bären, sondern ihm werden auch bärenstarke Heilkräfte nachgesagt 🙂
Du kannst den Bärlauch und seine Heilwirkung durchaus für dich selbst anwenden und verschiedene Produkte für deine pflanzliche Hausapotheke herstellen. Am kräftigsten wirkt der Bärlauch jedoch frisch, weshalb es sich natürlich anbietet, ihn selbst zu ernten.
Sei dabei aber vorsichtig! Den Bärlauch kann man leicht mit dem Maiglöckchen, der Herbstzeitlosen und dem Aaronstab verwechseln, welches giftige Pflanzen sind! (Ich habe sie dir oben beschrieben)
Du solltest also auf jeden Fall ganz sicher den Bärlauch von seinen giftigen Doppelgängern unterscheiden können, ansonsten kannst du den Bärlauch auch auf dem Wochenmarkt kaufen oder eine Kräuter-Führung mitmachen.
Übrigens, wenn du mehr über Heilpflanzen lernen willst, dann schau gerne mal bei unserem Onlinekräuterkurs „Pflanzliche Hausapotheke“ vorbei oder lade dir den Heilpflanzen-Erntekalender herunter.
Wie auch immer, ich freue mich, dich wieder hier zu sehen 🙂
Quellenangaben
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-27-1999/pharm1-27-1999/
- Barbara Simonsohn, Multitalent Bärlauch, Natur & Heilen 4/2023.
- Cornelia Stern, Helga Ell-Beiser, Phytotherapie in Theorie und Praxis. Wirkstoffe verstehen – Heilpflanzen sinnvoll nutzen, Aarau und München 2022, S. 419.
- Eva Aschenbrenner, Mit Eva Aschenbrenner durchs Wildkräuterjahr, Garmisch-Partenkirchen 2005. S. 10 – 11.
- Rudi Beiser, Unsere essbaren Wildpflanzen, Stuttgart 2018. S. 9, 12, 104 – 105.